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Ein „Bollwerk“ gegen Mecklenburg

„Das Städtlein hat keine Güter, von denen es etwas nehmen kann, auch keine Mittel, um Prozesse zu führen.“ Aus dem Protokoll eines schwedischen Landvermessers 1696
Natürlich musste auch auf der östlichen Seite der Recknitz, an der Grenze zwischen dem mecklenburgischen Fürstentum und Vorpommern die Grenze gesichert werden.
Während im Westen Rybenitz entstand, wurde im Osten der Recknitz Damechore ausgebaut.
In der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert führten Sachsen und Dänen erfolgreiche Kriege gegen die slawischen Wenden. 1168 gestalteten sich diese Auseinandersetzungen mit der Eroberung der Tempelburg auf Arkona (Rügen) siegreich für die Dänen und Sachsen. Der Rügenfürst Witzlaw I. unterwarf sich und bekam sein Land als Lehen zurück. Später kam das nordwestliche Vorpommern hinzu, sodass ein „Festland-Rügen“ entstand. 1246 wurde der Sohn Witzlaw I., Jaromar II., Mitregent seines Vaters. Es ist die Zeit der deutschen Ansiedlungen und Jaromar II., ein fanatischer Vertreter des christlichen Glaubens und kriegerischer Fürst, förderte dies. Jaromar II. erweiterte den Besitz der im Lande gelegenen Zisterzienserklöster Bergen, Neuenkamp und Kloster Hilda. Er förderte die Ansiedlung von Mönchsorden in Stralsund, so der Dominikaner, die das Katharinenkloster gründeten und der Franziskaner im 1254 gegründeten Johanniskloster. 1255 verlieh er Barth und 1258 Damgarten das lübische Stadtrecht. Die Sicherung der Grenzen nach Mecklenburg war ihm besonders wichtig. Dort, wo die steilen Ufer des Recknitztales in das weite, sumpfige morastige Mündungsgebiet übergingen, erkannte man die gute Übergangsmöglichkeit zum anderen Ufer. Die Brückenorte lagen nicht im Sumpftal, sondern auf dem ansteigenden Land. Jaromar II. erkannte die strategisch wichtige Lage des Dorfes Damechore. Aus dem offenen Dorf sollte eine Festung werden – ein Bollwerk gegen Mecklenburg. 1258 erhielt der Ort das lübische Recht. Dieses Datum ist nicht anzuzweifeln, denn es liegt zwar nicht die Originalurkunde vor, wohl aber eine beglaubigte Urkunde aus dem Jahre 1540, in der der volle Text der ursprünglichen Urkunde eingefügt wurde. Sie wird im Greifswalder Landesarchiv verwahrt und wurde aus dem lateinischen von Karl Scheunemann übersetzt.

In der Gründungsurkunde bestätigt Jaromar II., dass die neue Stadt „Damgur“ gegründet wurde, schenkt Land von Hessenburg (Slichtenmole) bis Saal und Pütnitz. Er verspricht freien Fischfang bis Barth und Heuernte auf den Bresewitzer Wiesen. Jaromar II. vergibt Stadtrechte wie Lübeck und Stralsund sie erhalten haben. Den Damgartenern wird Zoll- und Abgabenfreiheit versprochen.

Doch vieles in der Gründungsurkunde stand nur auf dem Papier und konnte nicht umgesetzt werden. Das Dorf Pütnitz hatte schon sein Vater, Witzlaw I., an das Domkapitel zu Ratzeburg verschenkt (1226 die erste Beurkundung des Ortes). 1261 erwarben dann die Ritter von Dechow Pütnitz, was sich als weitere schwere Bürde erwies, denn die Dechows waren keinesfalls Freunde der „Stadt Damechore“, wie sich später herausstellen sollte. Die Fischereirechte auf dem Bodden waren bereits an Rybenitz vergeben und auf der Recknitz gab es ständig Streit zwischen den beiden Städten. Und Heu aus Bresewitz wurde nie eingeholt. Damechore hatte wenig Grundbesitz und war von adligem Land umschlossen. Der schlechte Start der Stadt wirkte sich auf Jahrhunderte hinaus aus.

Liegt der Fall der Stadtgründung auch klar auf der Hand, auch wenn in der Gründungsurkunde viel versprochen und wenig gehalten wurde, so liefert die Historie des Stadtwappens und des Stadtnamens eine Geschichte zum Schmunzeln.

Jaromar II. war als äußerst kriegerischer und brutaler Feldherr bekannt.
Auf dem Damgartener Wappen kann man sein Brustbild auch weiblich deuten. Sicherlich tragen die langen welligen Haare einiges dazu bei. Den Stadtnamen „Damgarten“ deutete man vielleicht auch deshalb zeitweise als „Damengarten“. Was natürlich abwegig ist.

Auch die durchaus einleuchtende Deutung aus „Damm“ und „Gard“, also „Festung“ oder „Burg“ ist nicht die richtige. Damgarten leitet sich aus den slawischen Begriffen „dam“ (Eiche) und „gora“ (Berg) ab – Eichenberg. Auf der hügeligen Landschaft soll es damals einen Eichenwald gegeben haben.
Den Jaromars-Turm, den der Fürst vor den Toren der Stadt errichten ließ, ragte noch trotzig sogar bis ins 18. Jahrhundert in den Himmel und in Richtung Rybenitz.